Ende Mai wurde bekannt gegeben, dass die Long Covid Ambulanz in Hietzing geschlossen wird. “Laut Wiener Gesundheitsverbund (WIGEV) geht der Bedarf zurück, zudem könne mittlerweile im niedergelassenen Bereich auch gut behandelt werden.” (orf.at)

Als Patient:innenorganisation können wir diese Begründung nicht nachvollziehen.

Die Wartezeiten betragen in den neurologischen Long Covid Ambulanzen mehr als 8 Monate. Patient:innen mit ME/CFS – der schwersten Form von Post Covid – werden an manchen Stellen bereits im Vorhinein aussortiert. Sie bekommen weder in den Ambulanzen, noch im niedergelassenen Bereich Termine. Wenn Termine in LC Ambulanzen vergeben werden, sind diese meist nur zur Abklärung ohne langfristige, aber dringend notwendige Betreuung.

Darüber hinaus zeigt sich im direkten Vergleich: andere sehr schwere, komplexe Erkrankungen in Österreich werden sowohl in Ambulanzen als auch im niedergelassenen Bereich versorgt. So gibt es etwa für Multiple Sklerose 89 niedergelassene Expert:innen sowie 50 Ambulanzen, an die sich die Betroffenen wenden können. Für ME/CFS gibt es bis heute keine einzige Ambulanz und nur eine Handvoll privater Ärzt:innen – fast alle mit Aufnahmestopp.

Die Betroffenen Eva-Maria Burger & Judith Schossböck haben sich in einer Stellungnahme direkt an den Wiener Gesundheitsverbund gewandt:

“Angesichts der Tatsache dass es sich bei ME/CFS um keine seltene Krankheit handelt (0,3-0,9% der Bevölkerung vor der Pandemie, Verdopplung der Zahlen danach zu erwarten), und Long-Covid und ME/CFS stark pathologisch verwoben sind, stellt jeglicher Abbau von Versorgungsstrukturen unabhängig von der sozialen Katastrophe auch eine ökonomische dar […], der unbedingt mit einem Ausbau von Kompetenzen und Zentren entgegen gewirkt werden sollte. […] Die dazu notwendigen Untersuchungen können nicht an z.B. Hausärzt*innen oder wenige Privat-Ärzt*innen ausgelagert werden.” Link: https://m.facebook.com/story.php…

Facharzt und ME/CFS Spezialist Dr. Michael Stingl berichtet in Der Standard und Kleine Zeitung von der hohen Nachfrage nach medizinischer Unterstützung von Betroffenen, die auch wir als Patient:innenorganisation stark spüren und die im Widerspruch zu den Aussagen des WIGEV steht.

„Nur weil die Pandemie offiziell beendet ist, ist Long Covid nicht vorbei.“ (Interview M. Stingl in Der Standard)

Sandra Hofer von Long Covid Austria macht darauf aufmerksam, dass die niedergelassenen Fachärzt:innen, die sich mit Long Covid beschäftigen, privat sind – eine große finanzielle Bürde für die Betroffenen.

https://www.derstandard.at/…/warum-die-pandemie-nicht…

https://www.kleinezeitung.at/…/Aus-fuer…

Aus Sicht der Patient:innen und jener Behandler:innen, die in der Praxis mit einer erhöhten Zahl an schwer – und oft auch chronisch – kranken Patient:innen konfrontiert sind, braucht es nicht weniger, sondern mehr Spezialambulanzen. Diese sollen:

▪ sich auf postinfektiöse Erkrankungen wie ME/CFS spezialisieren

▪ interdisziplinär diagnostizieren UND behandeln

▪ ausreichend finanziert sein, um eine langfristige Behandlung und rasche Termine anbieten zu können.

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